Advent in einer katholischen Kirche – die Zeit zum innehalten.Die Familie ging heute zur Kirche um den Ersten Advent zu feieren. Wie immer war die Kirche voll und darunter viele Kinder, unser Zukunft und die der katholischen Kirche. Der sehr beliebte Pfarrer übernimmt in diesem Jahr eine weitere Kirche im Rahmen des “downsizing*. Er ist mit vielen in der Gemeinde älter geworden. Der afrikanische Pfarrer in Ausbildung, der ihm half und hier promovierte, geht in seine Heimat zurück. Für ihn kommt ein Pfarrer in Ausbildung aus Peking. Die katholischen Kirche ist schon seit 2000 Jahren global, und eine gute Antwort auf den neoliberalen Vulgärglobalismus.
Auch der Papst schaltet sich in die Rezessionsdebatte ein – pünktlich zum G-8-Gipfel stellte er die neue Sozialenzyklika “Caritas in veritate” vor.
Liebe in Wahrheit”, ist eine Generalabrechnung mit den Götzen Geld, Profit und der allgemeinen Haltung, “niemandem etwas schuldig zu sein außer sich selbst”.Wer darf sich Idealismus leisten – wenn nicht der Papst?
Er sagt: “Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, dass eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird.”
Nach zig Billionen verbrannten Ressourcen und angesichts ganzer Staaten, die von der unsichtbaren Hand des Marktes zermalmt werden, ist der ungeregelte Markt doch sehr erklärungsbedürftig: Die Unternehmensführer dürften “nicht allein auf die Interessen der Eigentümer achten”, sondern müssten auch auf “alle anderen Personenkategorien eingehen, die zum Leben des Unternehmens beitragen.” Die Gewerkschaften sollen sich, gemäß katholischer Soziallehre, aus der Politik heraushalten und “vor allem zugunsten der ausgebeuteten und nicht vertretenen Arbeitnehmer Sorge tragen, deren bittere Lage dem zerstreuten Blick der Gesellschaft oft entgeht”.”Der globale Rahmen, in dem die Arbeit ausgeübt wird”, verlange auch, den Blick auf die Nichtmitglieder und die Produzenten in den Entwicklungsländern zu richten.
Ohne die “Caritas” aber ist alles nichts: “Ohne Wahrheit, ohne Vertrauen und Liebe gegenüber dem Wahren gibt es kein Gewissen und keine soziale Verantwortung: Das soziale Handeln wird ein Spiel privater Interessen und Logiken der Macht, mit zersetzenden Folgen für die Gesellschaft, um so mehr in einer Gesellschaft auf dem Weg zur Globalisierung und in schwierigen Situationen wie der Augenblicklichen.” Subsidiarität, Verantwortung, Vermeidung von Monopolen. Und ein globales Regelwerk – das alles ist guter alter Ludwig Erhard, ins 21. Jahrhundert übersetzt.
Reinhard Marx, Erzbischof von München, war Mitautor des Gemeinsamen Sozialworts der Kirchen, das 1997 herauskam. Das Papier betont den Vorgang der Arbeit vor dem Kapital, wie auch sein Buch das Kapital. Selten hat das Buch eines Kirchenmannes, letzte Woche ausgezeichnet, in Deutschland eine solche Aufmerksamkeit gefunden: Marx – Das Kapital, wenn auch von Reinhard, nicht von Karl. Veröffentlicht vom streitbaren Bischof am Tag als Lehmansbrothers den Irrsinn von Gier und den angelsächischen Errungenschaften wie GAAP und “Fair Value” einläutete. Das Buch diskutiert wie seit 40 Jahren nicht mehr über den Kapitalismus und soziale Marktwirtschaft. Ihm sind die Väter der sozialen Marktwirtschaft und der katholischen Soziallehre näher sind als Karl Marx. Der zu wenig gebändigte Kapitalismus habe die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert, bedrohe den Mittelstand, sei in Gefahr, an der eigenen Gefräßigkeit zugrunde zu gehen. vermehrt die Armut in der Welt und in Deutschland. Nach dem heiligen Augustinus, ist ein Staat ohne Moral nicht mehr ist als eine Räuberbande. Die Kirche tritt für gerechte Bildungschancen und Arbeitsverhältnisse ein, plädiert für die Stärkung der Familien. Die katholische Kirche hat uns etwas zu sagen, auch im diesseits.