Anleitung für das Einscheinern eines auf der Nordhalbkugel und einer “Deutschen Montierung” stehenden Refraktors mit Zenitspiegel . Ein Refraktor, sowie alle Spiegelteleskope mit zwei Spiegeln (Newton, Schmidt-Cassegrain, Maksutov etc.) drehen das Bild – gegenüber dem Himmelsanblick mit dem bloßen Auge – um 180 Grad. Das bedeutet, durch das Okular geschaut, befindet sich Süden nun oben und Westen links (dementsprechend ist Norden unten und Osten rechts). Fügt man vor dem Okular ein normales Zenitprisma/spiegel ein, so steht das Bild aufrecht (Norden oben) aber das Bild ist spiegelverkehrt (Osten rechts). Das einzige Prisma welches eine Bildorientierung wie der Anblick mit dem bloßem Auge erzeugen würde ist das Amiciprisma (Bildmitte, Nord oben, Süd unten, Ost links und West rechts).
– Grobe Ausrichtung der Polachse der Montierung auf den Polarstern und Nachführung einschalten
– Anpeilen eines in Richtung Süden und möglichst Nahe dem Himmelsäquator liegenden Sterns mittels Fadenkreuzokular
– Ausrichten des Fadenkreuzes bis sich der Stern in Rektazension- beziehungsweise Deklinationsrichtung entlang des Fadenkreuzes bewegt
– Längere Zeit OHNE Korrektur in Deklinationnachführen lassen, bis sich eine Drift in Deklination zeigt. Bei Bedarf kann in Rektazension korrigiert werden
– Besteht eine Drift nach “oben” muss die Montierung von oben gesehen MINIMAL im Uhrzeigersinn gedreht werden; bei Drift nach “unten” entsprechend im Gegenuhrzeigersinn.
– Dies wiederholen, bis nach einigen Minuten keine Drift mehr erkennbar ist
– Nun analog einen östlichen oder westlichen Stern in Himmelsäquatorgegend anpeilen und am Fadenkreuz ausrichten
– Wenn bei einem Oststern eine Abdriftung nach “oben” besteht, dann muss die Polhöhe MINIMAL verringert werden. Umgekehrt bei einer Abdriftung nach “unten”. Analog aber umgekehrt bei der Anpeilung eines Weststerns.
– Nachkontrolle wieder beim Südstern und dann wieder beim Ost-/Weststern. Dieses “Spiel” solange wiederholen, bis sich die Drift minimalisiert hat.
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Meine Teleskopmontierungen verfügenber ein sPolsucherfernrohr, welches die Aufstellung der Montierung stark vereinfacht, bzw. zeitlich beschleunigt. Für eine exakte Aufstellung liefert aber auch das Polsucherfernrohr nur einen (allerdings schon recht genauen) Richtwert. Größere Montierungen oder zum Beispiel Eigenkonstruktionen verfügen oft über kein Polsucherfernrohr und auch die bei Amateuren beliebten Schmidt-Cassegrain Teleskope in Gabelmontierungen haben selten ein Polsucherfernrohr. Was aber tun, wenn man an seiner Montierung keine dieser Möglichkeiten hat? Der Astronom Scheiner hat bereits im vergangenen Jahrhundert eine Methode beschrieben, mit der man eine Montierung korrekt ausrichten kann. Man nennt sie deshalb auch die Scheiner-Methode oder einfach das “Einscheinern” einer Montierung. Es ist leider eine zeitraubende Methode aber die genaueste Methode die es gibt. Je genauer man vorab die Rektaszensionsachse auf den Himmelspol ausrichten kann, desto schneller funktioniert das Scheinern.
Bei der Scheinerschen Methode werden sowohl Azimut (Nord-Süd Richtung) als auch die Polhöhe der Rektaszensionsachse präzise für Ihren Aufstellungsort ermittelt und eingestellt. Nach erfolgter Justierung steht die Rektaszensionsachse exakt parallel zur Erdrotationsachse und zeigt auf den wahren Himmelspol. Einige Erfahrung im Scheinern und die Kenntnis der Bildorientierung des Teleskops beschleunigt das Verfahren enorm. Wir beschreiben – zusammen mit einigen erläuternden Graphiken – nun die Methode des Einscheinerns. Dabei ist die Kenntnis der Bildorientierung, durchs Okular geschaut, von ausschlaggebender Bedeutung. Alle Graphiken (die dargestellten Fadenkreuzokularanblicke) und Texte beziehen sich auf den Anblick in einem Refraktor in einem gestrecktem Strahlengang, also ohne Zenitprisma, Zenitspiegel oder andere – die Bildorientierung verändernden – Zubehörteile. Ein Refraktor, sowie alle Spiegelteleskope mit zwei Spiegeln (Newton, Schmidt-Cassegrain, Maksutov etc.) drehen das Bild – gegenüber dem Himmelsanblick mit dem bloßen Auge – um 180 Grad. Das bedeutet, durch das Okular geschaut, befindet sich Süden nun oben und Westen links (dementsprechend ist Norden unten und Osten rechts). |
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Fügt man vor dem Okular ein normales Zenitprisma/spiegel ein, so steht das Bild aufrecht (Norden oben) aber das Bild ist spiegelverkehrt (Osten rechts). Das einzige Prisma welches eine Bildorientierung wie der Anblick mit dem bloßem Auge erzeugt ist das Amiciprisma (Bildmitte, Nord oben, Süd unten, Ost links und West rechts).Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Verwendung eines Zenitspiegels/prismas beim Scheinern. Die Bildorientierung ist abhängig von der Drehung des Prismas/Spiegels in der Steckhülse. Drehen Sie das Prisma, rotiert Ihr Bildfeld in gleicher Richtung. Wollen Sie ein Prisma einsetzen, wählen Sie – wenn möglich – ein Amiciprisma!
Verfahren Sie nun wie im folgenden beschrieben:
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Ist Ihre Bildorientierung korrekt, so muss der Stern bei abgeschalteter Nachführung auf dem waagerechten Faden von rechts nach links (Ost – West) bewegen. Positionieren Sie den Stern nun in die Fadenkreuzmitte und beobachten Sie seine Bewegung auf dem senkrechten Faden. Achtung: Sie dürfen ab jetzt – bis zum Ende des Scheinerns – die Stellung des Fadenkreuzokulars im Okularauszug nicht mehr verändern!
Die Position des Sternes auf dem waagerechten Faden des Fadenkreuzes dürfen Sie durch Bewegung der Rektaszensionsachse jederzeit verstellen. |
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Diesen Prozess wiederholen Sie so oft, bis sich der Stern ca. 20 Minuten auf dem senkrechten Faden nicht bewegt. Und noch einmal zur Erinnerung: die Rektaszensionsachse dürfen Sie jederzeit korrigieren, nicht aber in Deklination nachstellen (die Abweichung soll ja bestimmt werden).Zur Azimuteinstellung haben die meisten Montierungen am Nordende der Rektaszensionsachse meist eine Feineinstellung, bestehend aus zwei Schrauben die auf einen Lagerbock drücken. | |||||
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Auch hier ist der Prozess so lange zu wiederholen, bis der Stern ca. 20 Minuten ohne Abweichung in Nord-Süd Richtung auf der Fadenkreuzmitte stehen bleibt. Wenn Sie jetzt wieder zum Ausgangspunkt zurückgehen und einen Stern in Südrichtung beobachten, kann es sein, dass Sie das Azimut leicht korrigieren müssen. Und dann das ganze noch einmal für die Polhöhe. Für ortsfeste Montierungen und langbrennweitige Teleskope kann das Einscheinern schon die ganze Nacht dauern. Für transportable Instrumente – mit weniger hohen Ansprüchen und einiger Erfahrung mit dem Scheinern – sollte man nach ca. 60 Minuten fertig sein. |