01.07.2013 Quelle http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/13649-der-groesste
Die ausbeuterische Niedrigzinspolitik der Notenbanken ist für Sparer eine kalte Enteignung. IWF / Deka: Sparer weltweit werden jährlich um 100 Milliarden Euro geprellt. von Klaus Peter Krause
Wer Geldvermögen hat, ist arm dran. Die Niedrigzinspolitik der Zentral- und Notenbanken und die schleichende Inflation durch eine ungeheure Aufblähung der Geldmenge rauben ihn aus. Inzwischen ist die Inflationsrate höher, als jener Nominalzinssatz, den Banken ihren Kunden für Guthaben auf Giro-, Tagesgeld- und Sparkonten zahlen, der Realzins hier ist negativ geworden, das Geldvermögen also wird real immer weniger wert.
So wird selbst realer Verlust noch besteuert
Das geschieht zusätzlich dadurch, dass der deutsche Fiskus die nominal vereinnahmten, ohnehin dürftigen Zinserträge pauschal mit 25 Prozent Einkommensteuer belegt, obwohl die Inflation die Zinseinkünfte schon aufgefressen hat und die Geldanlage damit real zu einem Verlust führt. Tatsächlich besteuert wird also ein negatives Einkommen. Mit dieser Besteuerung zehrt die Niedrigzinspolitik die Substanz des Geldvermögens noch schneller auf.
Ultra tiefe Zinsen „entreichern“ deutsche Sparer jährlich um 14,3 Milliarden
Niedrigzinspolitik ist eine kalte Enteignung. Sie trifft die Bankengläubiger nahezu global. Festgestellt hat das die Weltbank für immerhin 23 Länder. Berechnungen der Deka-Bank in Frankfurt haben ergeben, dass die Sparer weithin auf dem Globus jährlich um 100 Milliarden Euro geprellt werden. Allein in Deutschland werden sie im Jahr um 14,3 Milliarden Euro „entreichert“. Hat man zuhause Bargeld gebunkert, ist der reale Geldwertverlust noch höher, weil es für dieses Bargeld Zinseinnahmen nicht gibt. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) vom 28. Mai schreiben dazu: „Setzt die EZB ihren Kurs über mehrere Jahre fort, sind die Staaten saniert. Die Sparer werden so um einen signifikanten Teil ihres Vermögens erleichtert.“
Ultra tiefe Zinsen führen zur Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern
Fein heraus sind bei einer solchen Politik ausgerechnet die Schuldner, vor allem die überschuldeten Banken und Staaten. Ohne die künstlich gedrückten Zinssätze könnten sie ihre Schuldzinsen nicht mehr bezahlen, geschweige denn die Schulden tilgen, sie würden finanziell kollabieren. Mit der Niedrigzinspolitik findet eine immense Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern statt. Besonders schlimm ist die Lage im Euro-Raum geworden. Hier hat die Euro-Einheitswährung sie noch verschärft und eben darum auch zum Entstehen der neuen Partei Alternative für Deutschland geführt. Diese Partei tritt dafür ein, die Währungen besonders schwacher Euro-Mitgliedsländer zu renationalisieren – und bekommt damit den verdienten Zulauf.
Ultra tiefe Zinsen bringen Versicherungen in Not
Aber nicht nur das Geldvermögen erleidet Schwindsucht, die niedrigen Zinsen belasten auch die Versicherungen. Mit den von ihren Kunden vereinnahmten Geldern, die sie auf dem Kapitalmarkt anlegen, erzielen sie dort nur noch sehr magere Renditen. Das untergräbt ihre Solidität und geht letztlich zu Lasten ihrer Kundschaft. Betroffen davon sind unter anderem Lebensversicherungen, private Krankenversicherungen, berufsständische Versorgungwerke für Anwälte, Architekten, Ärzte und andere freiberuflich Tätige sowie die Betriebsrenten für Angestellte.
Ultra tiefe Zinsen konterkarieren die Eigenvorsorge
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Lucke, Sprecher der Alternative für Deutschland, sieht die kapitalgedeckte Altersvorsorge „akut gefährdet durch die Euro-Krise, die uns in Deutschland nur noch Mini-Zinsen beschert, die unter der Inflationsrate liegen“. Die EZB flute die Märkte mit billigem Geld (FAZ vom 28. Mai 2013). Was als Altersversorgung ursprünglich versprochen war, lässt sich nicht mehr einhalten – es sei denn, das Geld würde in höherverzinsliche Anlagen gesteckt. Doch mit höheren Zinsen sind höhere Risiken verbunden. Das aber ist für Gelder der Altersvorsorge eine zu riskante Anlage und daher zu meiden. Die Ultra-Tief-Zinspolitik entwertet Sparkapital, das später in den Rentnerhaushalten fehlen wird. Die Eigenvorsorge, von Politikern wärmstens empfohlen, weil die Gesetzliche Alterssicherung auf tönernen Füßen steht, wird geradezu konterkariert.
In den Niederlanden werden die Renten schon gekürzt
Die Rentner in den Niederlanden bekommen die Folgen der ultra tiefen Zinsen bereits direkt zu spüren. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) melden: „Das niederländische Rentensystem wackelt. Die Rentenfonds sind unterfinanziert. Während die Arbeitnehmer korrekt einzahlten, haben die Regierung und etliche Unternehmen zu wenig eingezahlt. Sie verließen sich auf hohe Renditen. Doch die Niedrigzins-Politik hat nun zu einer Unterfinanzierung geführt. Die Renten werden gekürzt. Die geringeren Einnahmen der Pensionsfonds aufgrund niedriger Zinssätze und der Rezession haben sich deutlich verringert. Zusätzlich zu den zu wenig von der Regierung und den Unternehmen eingezahlten Beträgen führte dies Ende 2012 zu einem Fehlbetrag von 30 Milliarden Euro. 30 Milliarden Euro, die den Fonds fehlen, um die versprochenen Rentenleistungen abdecken zu können.“
Die missbrauchten Notenbanken
Die Sparer und anderen Gläubiger müssen dafür bluten, dass die Staaten ihre Notenbanken dazu missbrauchen, überschuldete Geschäftsbanken zu retten und sich selbst gleich mit, weil sie ebenfalls überschuldet sind. Das eine Mittel ist, dass die Notenbanken Staatsanleihen ankaufen, womit sie zusätzliches Geld in die Finanz- und Wirtschaftswelt pumpen, das andere Mittel, dass sie die Kreditzinsen bis dicht an die Nullgrenze drücken. Beides ist verhängnisvoll, beides erleichtert es den Staaten, sich noch mehr zu verschulden.
Wenn es für Sparer nur Mini-Zinsen gibt, verjubeln sie lieber ihr Geld
Schon kann man lesen, die Europäische Zentralbank EZB werde sogar vor „Negativ-Zinsen“ nicht zurückschrecken, wenn es den wirtschaftsschwachen Euro-Staaten noch immer nicht gelinge, ihre lahmende Konjunktur auf Trab zu bringen. Dann würden die Banken den Sparern Zinsen nicht zahlen, sondern für die bei ihnen hinterlegten Spargelder Zinsen verlangen, verbrämt vielleicht als „Sparkontogebühr“. Der Hintersinn dabei: Die Sparer sollen ihr Geld nicht sparen, sondern ausgeben. Schon jetzt sparen die Deutschen so wenig wie selten zuvor. Die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK) teilte mit, die Sparneigung in Deutschland habe einen historischen Tiefstand erreicht, groß sei dagegen die Kauflaune, der GfK-Konsumklima-Index habe den höchsten Stand seit fast sechs Jahren erreicht. Die Deutschen also verjubeln ihr Geld lieber, als es weiterhin aufs Sparkonto zu tragen, wo es nichts mehr bringt. Auch das geht zu Lasten der Altersvorsorge. Die politische Führung kümmert das nicht, denn als Stütze für das Wirtschaftswachstum ist ihr (und der Wirtschaft) der starke Privatkonsum hochwillkommen.
Ludwig Erhard: eine entschädigungslose Enteignung
Das Ausweiten der Geldmenge weit über das Wirtschaftswachstum hinaus führt zunächst zur schleichenden Inflationierung der Preise, dann zur galoppierenden. Bei den Preisen für Vermögensgüter (Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle, Rohstoffe, Aktien, Schmuck) zeigt sie sich zuerst. Auf die Ver- und Gebrauchsgüter des täglichen Bedarfs schlägt sie langsamer und erst später durch. Die gegenwärtig noch geringe deutsche Inflationsrate täuscht eine Solidität vor, die gar nicht besteht. Ludwig Erhard hat einst dazu gesagt, was dazu zu sagen ist: „Auch eine nur leicht inflationäre Entwicklung ist so etwas wie eine entschädigungslose Enteignung zugunsten der Öffentlichen Hand.“ Aber Ludwig Erhard haben wir in der Politik nicht mehr, nur in seinen Büchern und Reden. Und in unserer Erinnerung.