Religiöse Erfahrung ist absolut. Man kann darüber nicht diskutieren. Man kann nur sagen, dass man niemals eine solche Erfahrung gehabt habe. Wer sie hatte, wird sagen: ‚Ich bedauere, aber ich hatte sie’. Und damit wird die Diskussion zu Ende sein. Es ist gleichgültig, was die Welt über die religiöse Erfahrung denkt; derjenige, der sie hat, besitzt den großen Schatz einer Sache, die ihm zu einer Quelle von Leben, Sinn und Schönheit wurde, und die der Welt und der Menschheit einen neuen Glanz gegeben hat.” (C. G. Jung, Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion, Band II, Olten 1971, S. 116).

Zu Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu Christi vom Tod am Kreuz, wie sie im Neuen Testament bezeugt und verkündet wird. Diese geschah nach urchristlicher Glaubensüberzeugung “am dritten Tag” nach seinem Tod, wobei der Todestag als erster Tag zählte: also an dem Karfreitag folgenden Ostersonntag.Ostern ist das wichtigste Fest der Christen, das die Freude über den endgültigen Sieg des Sohnes Gottes über Tod und ewige Verdammnis ausdrückt.Unsere Feste, die wir im Außen feiern, bilden einen sich im Inneren unseres Menschseins stattfindenden Prozess ab, der sich je nach dem Grad unserer menschlichen Reife an unterschiedlichen Punkten seiner Entwicklung befindet.

Kraftzentren, die der Psychoanalytiker C.G. Jung, Archetypen nennt sind Kräfte, die sich uns auch  in den handelnden Personen, die wir aus dem  Ostergeschehen kennen, vorstellen.
Jung hat den inneren Entwicklungsweg des Menschen in seiner Individuation mit der Verbindung des Menschen zu seiner Religion (Rückbindung) zu verknüpft.

C.G.Jung ist um die ganze Welt gereist und hat herausgefunden, dass in allen Kulturen ähnliche „Geschichten“ existieren. Diese Archetypen sind zeitlose Kräfte und tauchen in jeder Epoche menschlicher Entwicklung und der sie umgebenden Kultur in  Mythen, Bildern, Märchen und Träumen in Erscheinung. Im persönlichen Bewusstsein sprechen sie in unseren Visionen und Träumen zu uns. Archetypen sind weder positiv noch negativ.Archetypische Bewusstseinszustände sind ihrem Wesen nach dynamisch und  prozesshafter Natur im kollektive Unbewussten.
Die Summe der Archetypen (per se) stellt die latenten Möglichkeiten unsrer menschlichen Psyche dar, ein unerschöpfliches Material, verknüpft mit uraltem Wissen und zeigen die Zusammenhänge zwischen Gott, uns Menschen und dem Universum.Die Inhalte unseres Bewusstseins sind weitgehend zu lenken – das kollektive Unbewusste aber ist eine unbeeinflussbare Kontinuität und Ordnung. Die Archetypen bilden die Kraftzentren der menschlichen Seele.Archetypen haben eine lichte und eine dunkle Seite. Sie sind numinoser (unfassbarer) Natur. Schauen wir auf das bekannte Geschehen, das wir aus der Bibel kennen.

Im Außen sehen wir Jesus von Nazareth, im Innen ist es der Kern unserer Seele, den C.G. Jung das Selbst nennt. Hier handelt es sich um den Kern unseres Wesen, das weit über das bewusste Ich hinausgeht. Diese Tür öffnet sich in unseren Herzen in dem Augenblick, wo wir zustimmen, ja sagen, uns von dem Wesens-Kern unsrer Seele lenken zu lassen. Es ist der Augenblick, in dem wir Verantwortung übernehmen für die Schöpfung, an allem was lebt und ist und für unsere Spirizualität. Um tiefer in das Ostergeschehen unsrer menschlichen Seele einzudringen, lohnt es sich, noch vor der Auferstehung zu beginnen, in der Passionszeit oder Fastenzeit.  Fasten ist schon ein Weg.

40 Tage Fastenzeit vor Ostern

Die alten Kulturen haben die Zeitpunkte ihrer Feiern und kulturellen Ereignisse ganz eng an kosmische Abläufe geknüpft, wie z.B. die Ägypter mit ihren Sternbildern und den dazugehörenden Mythen von Astarte-Ischtar und Tammuz. 
Interessant ist dazu auch, daß zu Beginn der 40-tägigen Fastenzeit, nämlich zu Aschermittwoch, den Katholiken noch heute ein T-Kreuz auf die Stirn mit Asche gezogen wird. Asche aus Palmzweigen.

Kreuzigung

Daß der “Erlöser” durchbohrt werden würde, haben die Propheten Judas immer verkündet. David läßt den Erlöser ausrufen: “Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt.” Und Daniel, der Prophet, der von Nebukadnezar zum Obervorsteher über alle Weisen von Babel ernannt wurde, ist ziemlich gesichert dafür verantwortlich daß im 6. Jahrhundert das babylonische Sternbild des Ackerbauern zum Sternbild des durchbohrten Lammes = WIDDER umgeändert wurde, des jüdischen Erlösers.

Unser Ich

Unser Ich ist eine starke Instanz und für eine reife Persönlichkeit unverrückbarer Bestandteil von unserer bewussten Eigenwelt. Kommen wir jedoch an den Punkt, wo wir unserem Selbst, unserer Seele folgen, gilt es, das ich mehr und mehr herzugeben, sich von unserem Wesen durchdringen zu lassen, was weder Ruhm, Anerkennung noch Sicherheit braucht.Es gibt eine moderne Fassung unseres Weges nach Golgatha, nicht schmerzfrei und beschwerdefrei, ein Weg auf dem Entbehrungen auftauchen, Versuchungen, wie wir sie in Goethes Faust finden und immer wieder:

Und so Du nicht bist, dieses stirb und werde, so bist Du nur ein trüber Gast auf dieser Erde. Irgendwann einmal wollen wir niemanden mehr überzeugen, stattdessen zeugen wir für das, wofür wir auf die Erde gekommen sind. Dann erstehen wir aus dem Urgrund unsrer Seele, Auferstehung Ostern, das kann auch mitten im Winter sein.Wir ruhen in uns Selbst, schöpfen aus uns Selbst, handeln aus unserem Selbst.

Unser Schatten

Was bedeutet der Verrat des Judas, jener Kraft, die unsere Mission in Gefahr bringt, wenn wir trotz besseren Wissens, unsere Werte verraten, nicht einstehen für das, was uns wesentlich ist, weil wir möglicherweise in der Öffentlichkeit angegriffen werden. Die Kunst ist es, den Judas in sich zu erkennen, die eignen Werte immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, sich weiter nach ihnen auszurichten und die Selbstverurteilung hinter sich lassen.

Da sind die Jünger, die Jesus verlassen, weil sie müde sind, nicht mehr bei ihm bleiben wollen, da der Rat der hohen Priester die Jünger zu den Getreuen Jesu zählt und sie sich und ihr Leben gefährden, wenn sie offen zu ihm stehen. Für mich  könnte das bedeuten. Da ist ein Freund, eine Organisation, die sich für einen hehren Zweck engagiert.Aus Furcht vor Repressalien persönlich oder beruflich, hören wir auf, diese Gruppe oder einen einzelnen Menschen zu unterstützen, obwohl wir wissen, wie wesentlich die Umsetzung dieser Ziele für das Leben von Menschen ist.

Wir sind das Eine und das Andre, das Helle und das Dunkle, das Gute und das Böse.

Unsere Persona.

Wer ist Pilatus in uns? Es kann eine unangenehme Art sein mit der Aussenwelt umzugehen. Nur nicht schuld sein. Es ist leichter zu urteilen als zu Denken. Daher haben die meisten Menschen Meinungen. Pilatus taucht immer dann in uns auf, wenn wir urteilen, uns selbst für das richtige Maß halten,in Selbstgerechtigkeit baden, anstatt einmal in die Schuhe des Anderen zu treten, einige Meilen darin zu gehen und die scheinbaren Gegensätze zunächst einmal in uns zu einen, um dann im Innern Frieden zu finden, ja zu sagen zu uns, wie wir sind, nicht, wie wir sein sollten. Möglicherweise können wir dann „Den“ da draußen achten, wenn wir „Den“ da drinnen kennen und liebengelernt haben.

Unsere Anima

Da ist Maria von Magdala, sie bleibt bis zum Schluss bei Jesus, jene Kraft in uns, die uns auch in tiefster Drangsal nicht verlässt, wenn alles zu scheitern droht, wofür wir unterwegs sind, sie hält uns die Treue.

Unser Selbst

Das Selbst war für C.G. Jung mit dem Achetypen Jesus verknüft. Jesus  wählt den Weg am Kreuz. Was kann uns das sagen, ist das zeitgemäß, sich kreuzigen zu lassen? Wenn ja, woraus besteht die Kreuzigung? An dieser Stelle stelle ich mir einen uralten Mythos vor, der quer durch alle Kulturen zu finden ist. Es war immer der Heros, der sich für das Volk geopfert hat. Wenn ich auf Mahatma Gandhi schaue, dann haben wir einen „Sohn“ vor uns, der uns zeigt, wie das geht, gewaltfrei ein großes Ziel zu erreichen zum Wohle der Menschheit.  Nelson Mandela, Martin Luther King und all die, die wir nie kennenlernen werden?Lassen wir uns rufen von unserer Seele und folgen wir unserer Bestimmung, tun wir das, was für unsere Seele stimmig ist?