Mattussek hat gegen die veröffentlichte Meinung in jedem Argument Substanz gezeigt und in kurzen Sätzen immer den Punkt getroffen.
“Bells and smells” sagte ein Benediktinerpriester kürzlich zu mir selbstironisch. Die katholische Kirche ist sich ihrer Vorteile bewusst. Ich meine aber, sie hat nicht nur den besseren Weihrauch sondern signifikantere Rituale und Symbole. C.G. Jung lehrt wie wichtig diese auch heute noch sind sind. Beichte ist in der Tat Psychoanalyse in Kurzform und eine Weise seinen Schatten anzunehmen. Bei Exerzitien lernte ich kürzlich zwei Protestanten kennen, die übertreten wollen. Sie fanden die evangelische Kirche unerträglich säkularisiert und konturenlos:”Es wird immer weniger von Gott geredet”. Die katholische Kirche hat totalitären Systemen Widerstand geleistet und man kann sicher davon ausgehen der Islam ist für den Papst, den ich für einen aufgekärten Denker halte, eine Antithese des jüdisch-christlichen Glaubens. Der Islam gehört nicht zur westlichen religiös-kulturellen Tradition. Mattusek denkt heute wie in den 90ern (“Die vaterlose Gesellschaft”) voraus. Daß das Sakrale und das Profane ein Gegensatzpaar bilden, läßt sich in allen Religionen beobachten; nur dort, wo dem Kultus ein eigener Bezirk zugeordnet ist, lebt die Religion, andernfalls löst sie sich in’s Profane hinein auf. Matthias Matusek hat daher recht, wenn er die Herausgehobenheit des Transzendenten aus dem Alltag einfordert, denn nur dann, wenn dieser Kernereich des Religiösen, das Spirituelle, gesund ist, kann um den Kultus herum diejenige christliche Kultur fortleben, der Deutschland und Europa so viel zu verdanken haben – die gemeinsame sprachliche Wurzel von Kultus und Kultur im lateinischen Verbum colere, “die Äcker bebauen”, sei in Erinnerung gerufen. Zwei Errungenschaften dieser Kultur hat Matussek benannt, den kirchlichen Widerstand gegen das NS-Regime und die katholische Soziallehre. Zum philosophischen Diskurs hat Papst Benedikt XVI.einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Wer dagegen von einer “Verbrechensgeschichte” spricht, muß wissen, wie segensreich die Kirche von der Anverwandlung der römischen Rechtstradition bis zur katholischen Aufklärung gewirkt hat.