Der Konservativismus entstand begrifflich im 19. Jahrhundert, als die obrigkeitstreue Gegenbewegung zu den Linken und den Liberalen beschloss, sich auch einen Namen zu geben. Im Gegensatz zu den Linken und den Liberalen hatte sie aber kaum durchdringende Philosophen und Intellektuelle und ab einem bestimmten Abstraktionsgrad zieht der Konservativismus die Realität vor, welcher die Abstraktionen der Linken und der Liberalen widerlegt. Konservativ sein heißt wohl in erster Linie, konkrete Sachpolitik zu befürworten, die der Gemeinschaft und der Familie verbunden ist. Nicht daran zu glauben, dass abstrakte Prinzipen und feine Philosophen oder der Staat aber auch nicht der Markt die Welt verbessern können, sondern nur die die Tugendhaftigkeit der Individuen in der Summe. Der Konservativismus ist eine Gegenbewegung zu den Linken und den Liberalen und deshalb versteht man ihn weniger, wenn man sich darüber Gedanken macht, was er ist, als wenn man sich deutlich macht, was er nicht ist. Nicht links und nicht neo-liberal eben und noch weniger nihilistisch und feministisch. Konservatismus ist eine skeptische Haltung. Er misstraut Fortschrittsglauben und Technik vor allem deshalb, weil er in ihnen menschliche Allmachtsfantasien argwöhnt. Es scheint ihm stets zweifelhaft, ob der Mensch alle Folgen und Nebenfolgen seines Handelns abschätzen kann. Das wird deutlich bei seiner kulturkritischen Haltung, seinem Eintreten für die bedrohte Familie, den verlorene Glauben, der gestohlenen Jugend und den deutschen Soldaten.
Der Konservative ist kein Reaktionär. Schon sein Realismus würde es ihm verbieten, verlorene Zustände wiederherstellen zu wollen.