Bei den gefallenen Preisen von grösseren APO’s erlaubte ich mir meiner Sammlung einen 130-mm-f/7-Apo-Triplett-Refraktor mit Objektiv FPL53 von Ohara (Japan) hinzuzufügen. Ich bin fotografisch wie auch visuell unterwegs, sicherlich nicht auf Profiniveau. Durch die 130mm Öffnung geht aber auch visuell einiges mehr. Sicherlich kann ich das Lichtsammelvermögen meines UK Orion 8″ f/6 Newton oder Bresser 8″ f/4 Photo Newton nicht erreichen, gedacht war der 130-mm-f/7-Apo für spontane Kurz-Exkursionen oder im Garten als Ergänzung zu meinem TMB80 APO.
Das farbreine 130-mm-Triplett-Luftspaltobjektiv mit FPL53-Glas von Ohara ist in einer temperaturkompensierten Fassung gelagert. FPL-53 wird auch als “ED” “Super ED” oder “Synthetisches Fluorit” oder “SF” -Glas bezeichnet und ist das beste in Bezug auf Dispersionseigenschaften mit einer hohen Abbe-Zahl. CaF2 Fluorit kostet viel mehr als FPL-53 (was an sich schon sehr teuer ist) und ist chemisch, thermisch und physisch weniger stabiler als FPL53. Ich habe günstig einen in der Fassung beschädigten Baader CaF2 Fluorit-Flatfield-Converter gekauft, fotografisch und visuell legendär, aber halt sehr temperaturempfindlich. Deshalp wollte die Optikindustrie ein stabileres Material mit den (fast) gleichen Qualitäten, also synthetischer Fluorit. Zusammenfassend wird beworben, dass der FPL-53 im Vergleich zu Fluorit / CaF2 eine fast ununterscheidbare Leistung bietet.
Ein 130mm Triplet Objektiv bedeutet natürlich schon eine Menge Glas vorne am Tubus und die ausgefahrene Metall Taukappe macht die Kopflastigkeit noch ausgeprägter. Die Rohrschellen müssen sehr weit vorne am Tubus sitzen, um das Teleskop in Balance zu bringen. Im fotografischen Setup habe ich die Skywatcher AZ–EQ6 GT mit 15kg nahe am Montierungskörper eingesetzt, was die Stabilität erhöht. Der Tubus steht durch die Kopflastigkeit hinten zwar recht weit über, das habe ich mit einer Säulenverlängerung in den Griff bekommen. Obwohl auch der Okularauszug weit nach hinten liegt muß ich nicht mehr demutsvoll vor der Optik knieen. Als Griffe an dem Fernrohr verwende ich die Orginal GP-Level-Prismenschiene auch gleich als Träger für eine Zubehörplattform, da ich die TS Prismenschiene eine Losmandy-Level, ebene Auflage, Länge 356 mm für die Skywatcher AZ-EQ6 GT Auflage einsetze.
Die gesamte Technik wird von einem Orbsmart AW-06/8 Plus Windows 10 (64-Bit) Low Power Mini PC direkt am am Fernrohr gesteuert. Diese Remotesternwarte ist simpel. Die gesamten Applikationen (CdC, Atik Capture, Atik Infinity, PHD, BackyardEOS) sind auf einem Orbsmart AW-06/8 Plus Windows 10 (64-Bit 4CPU 2GB ca 150 Euro) direkt am Fernrohr. Low Power Mini PC ist mit USBHub in einem wasserdichten Verteilergehäuse vom Baumarkt. Der Low Power Mini PC hat den normalen 12 Anschluß und ‘powers on’, wenn 12V eingeschaltet wird. Es gehen nur noch zwei Kabel zu einem fixen Punkt an der Montierung: LAN und 12V.
Theoretisch wäre WLAN auch möglich, da nur der Remote Screen übertragen wird.
Über den TightVNC Viewer im Arbeitszimmer mache ich eine RemoteLogin auf den Low Power Mini, der TightVNC Server installiert hat. TightVNC ist simpel und stabil seit Monaten auch für Radioastronomie im Einsatz. Außer Focuser ist alles (Kameras, Teleskop, Nachführung, Filterrad bequem aus dem warmen Arbeitszimmer steuerbar. Ein Sichtkontakt vom Arbeitszimmer besteht, aber die Kabel zu den Geräten(und es hat viele) müssen natürlich lange genug und frei sein.
Vorteil-KISS: HW und Applikation sind wie auf dem Laptop. Nur geringer, unproblematischer Datenverkehr auf LAN. Abspeicherung auf 64GB SD Karte, d.h. auch wenn was abschmiert, sinddie Rohdaten gesichert. Die SD Karte ist natürlich ein Remote Dateisystem.
Der Vergleich wurde mit meinem treuen Vintage TMB 80/600 Triplett Super-Apo mit Starlight Feather-Touch Auszug mit 1:10 Uebersetzung. hauptsächlich eine Nacht zuvor durchgeführt.
Der neue PHOTOLINE RPA 2,5″-Deluxe-Auszug mit Zahntriebverstellung schien mir eine brauchbare Alternative zum von mir bevorzugten Starlight Feather Touch 2″ Focuser. Der “RPA Deluxe” Fokussierer wird bei den neuen Zahntrieb Fokussierern von Kugellagern geführt, allerdings muss nicht Friktion den Auszug halten, das übernimmt eine Schrägverzahnung. Ich hatte kein Durchrutschen des Fokussieres mit ATIK 383L+ (800g), Filterrad (500g) und Baader CaF2 Fluorit-Flatfield-Converter. Der Zahntrieb kann auch auf mehr Anpressdruck eingestellt werden.
Angegeben soll er 5kg Zuladung verkraften. Wie schon erwähnt ist die Ringklemmung ein zusätzlich nettes Feature, damit gibt es beim Klemmen kein Verkippen mehr. Eines muss man aufpassen: Die Rotationsmöglichkeit des Fokussierers ist zwar ebenfalls eine feine Sache, jedoch muss die Schraube wirklich gut angezogen werden.
Der erste Blick durchs Okular: Ja, schon feine Sterne, aber ein leichte Astigmatismus mit dem Austemperieren verschwand. Das Fokussieren schien mir etwas diffiziler ohne Bahtinov-Maske aber ich erwartete eine Lernkurve.
Das Objektiv ist farbrein, so wie andere hochwertigen Triplets, eben z.B. von TMB. Ein hochkarätigen Optik halt. Die Testfotos sind aber nur Testfotos, keine sehr ausgearbeiteten Astroaufnahmen.
Die von der ATIK Infinity SW gestackten Bilder wurden minimal in PixInsight ohne Darks oder Flats bearbeitet (Bei 6,45 µm pixel size gibt das 2.22 arcsec/pixel bei 600 mm vs. 1.46 arcsec/pixel bei 910 mm).
Hier die ersten Bilder mit meiner ATIK Infinity CCD ohne Nachführung und von einer lichtverschmutzen Garagensternwarte (die CCD staubverschmutzt):
Hier die ersten Bilder mit meiner ATIK 383L+ mit Kodak Chip KAF 8300 ohne Nachführung und von einer lichtverschmutzen Garagensternwarte:
— 17,6mm x 13,51mm (Fast APS-C)
— Horizontale Auflösung … 3362 Pixel
— Vertikale Auflösung … 2504 Pixel
— Pixelgröße … quadratisch – 5,40µm x 5,40µm
DSLR Bilder werden folgen.