Das Buch ‘ Jesus und Mohammed – erstaunliche Unterschiede und überraschende Ähnlichkeiten’ von Mark A. Gabriel sah ich zufällig in einer Bücherei. Ich habe mich mit fast allen Weltreligionen beschäftigt, aber als Christ heute muss man sich auch dem Islam beschäftigen. Speziell, da die Gemeinsamkeiten und das Verständnis welche manche christlichen Kleriker in Deutschland heute predigen, mir immer schockierend falsch und unwissend erschienen. Das Buch Gabriels ist ein mahnendes Beispiel in unserer Zeit, dass die freie Ausübung seines Glaubens keineswegs in der ganzen Welt gewährleistet ist.
Wer ist kompetent genug, Jesus mit Mohammed zu vergleichen, als ein Professor für islamische Geschichte, der mit 12 Jahren den Koran in arabisch auswendig konnte und als Imam über den Koran predigte und zum christlichen Glauben übergetreten ist. Das Buch ist sehr gut strukturiert, fast wie Lehrbuch, welches hilft um in einen kompetenten Dialog mit Moslems und den lauen Christen treten zu können.
Seine persönlichen Erfahrungen kann man in dem ersten Teil dieses Buches nachlesen. Sein Zeugnis ist ergreifend, schockierend und wichtig, weil man dann verstehen kann, dass hier ein Herz und echter Sucher spricht, der aber auch weiß, von was er redet. Man findet seine Geschichte auch im Netz.
In Teil 2 werden die Biografien der beiden beschrieben, um den Lebensweg des Mohammed einmal gründlich kennen zu lernen. Das ist wichtig, um den heutigen Islam zu verstehen. Gabriel geht sehr systematisch vor, ohne dabei unverständlich oder langwierig zu werden. Er legt die Lebensläufe an wichtigen Punkten übereineinander, um die Unterschiede und auch die Gemeinsamkeiten hervorzuheben. Am Ende dieses Teiles fasst er das wichtige noch einmal zusammen und fügt Zeittafeln für beide Leben an.
Teil 3 des Buches behandelt ihr Vermächtnis in Worten und Taten. Dieser Teil ist der wichtigste und umfangreichste Teil des Buches. Er stellt ihre Botschaften an die Welt gegenüber. In diesem Kapitel erfährt man:
· Was Jesus und Mohammed über ihre Identität und ihre Ziele sagten
· Was man nach ihrer Botschaft tun muss, um Gott zu gefallen
· Wie man für Übertretungen gegen Gott Vergebung erfahren kann
· Was sie über das Schicksal des Menschen nach ihrem Tod lehrten
Ihre Lehren werden miteinander verglichen: Heiliger Krieg, Heilungen und Wunder, Lehren über die Liebe und das Gebet, ihre Einstellung zu Frauen, interessante Parallelen und deutliche Unterschiede. Prägnant das Beispiel im Umgang mit der Ehebrecherin.
Teil 4 besteht aus einer Zusammenfassung des gesamten Inhaltes, weiteren Informationsquellen, eine Stellungnahme zu der persönlichen Entscheidung des Autors und wichtige Anhänge zum Verständnis der Lehren Mohammeds und des Islam.
Das Buch ist wichtig und bisher wohl einzigartig in seiner Art. Es werden dem Leser unvoreingenommen beide Lebensbilder und Lehren gegenübergestellt, obwohl der Autor mittlerweile ein bekennender Christ ist. Er überlässt es dem Leser, seine persönliche Entscheidung zu treffen, weil er gründlich recherchiert hat und beide Seiten nicht beschönigt. Das verleiht ihm die Autorität und Glaubwürdigkeit, um am Ende seine persönliche Entscheidung fürs Christentum darzulegen. Das Buch läßt aber auch an Deutlichkeit nicht missen. Ein klarerer Unterschied zwischen zwei Religionsstiftern ist nicht denkbar. Zwar ähneln sich die Lebensläufe nicht allzu überraschend, die Botschaften stehen sich dennoch diametral und “erstaunlich” gegenüber.
Während Jesus ein “Archetype König” ist, der eine gewaltlose Religion predigt, ist es bei Mohammed umgekehrt: der Religionsstifter ist ein “Archetype Krieger”, Glaube und Gewalt gehen einher. Der Blick öffnet sich auf Taten des Propheten, den Aufruf zum Heiligen Krieg, der wenn er auch von gemäßigten Moslems anders verstanden wird, vom Propheten selbst aber als wirklicher Krieg gegen Ungläubige gemeint und geführt wurde. Dass dieses Buch von einem hochgebildeten islamischen Gelehrten stammt, und diese Taten im Koran und den Haddithen nachgelesen werden können, ist das Prisante an diesem Buch.
Weiters schildert der Autor gut, dass Mohammed lehrt, und Moslems daran glauben, dass Juden und Christen ihre Bücher gefälscht hätten (also aus christlicher Sicht: altes und neues Testament), und in ihnen Verweise auf Mohammed gelöscht hätten. Diese Behauptung kann zumindest beim Neuen Testament sogar wissenschaftlich als falsch bezeichnet werden. Ganz im Gegenteil dazu etwa begrüßt Papst Benedikt in seinem Jesus-Buch, Erkenntnisse der historischen-kritischen Befassung mit dem Leben Jesu.
Auf das andere Jesusverständnis des Islam, Jesus als nachrangigen Propheten der auch nur Mohammed ankündigt, nicht als Gottes Sohn und die Verneinung der Dreifaltigkeit als Vielgötterei geht das Buch gut ein. Alles in allem zeigt Mark A. Gabriel, wie Mohammed recht geschickt das Christentum vereinfacht hat, und zu dieser simplifizierten neuen Religion auch ein Staats- und Rechtssystem anfügte.