Die sieben französischen Mönche lebten in einem Kloster, welches im algerischen Atlas-Gebirge zu finden war. Sie hatten ein gutes Verhältnis zu den Dorfbewohnern. Denn sie halfen allen, wie die koptischen Mönche in Ägypten mit den Beduinen tun. Zum Beispiel suchten die muslimischen Algerier die Sprechstunden des Arztes, des Vaters Luc, auf. Die Väter lebten friedlich seit 1993 in ihrem Kloster und widmeten sich dem Gebet, Handarbeit und Wohltaten. Nach vielen Jahren, in denen die Mönche mit der benachbarten muslimischen Dorfgemeinde friedlich und in gegenseitiger Achtung auch der unterschiedlichen religiösen Bräuche gelebt haben, bedroht eine islamistische Terrorbewegung den Frieden im Land. Die katholischen Mönche dachten nicht, dass sie dadurch bedroht waren, weil sie sogar den Islamisten verarzten und Medikamente gaben. Die christliche Nächstenliebe aber nutzte gegen den islamischen Hass nichts.
Des hommes et des dieux» fasziniert weil die cineastische Form auf perfekter Weise dem Inhalt entspricht. Den Alltag von sieben Trappistenmönchen, ihre Gebete und ihre Arbeit fängt er in langen, ruhigen Einstellungen ein. Es ist ein Kino der Entschleunigung, welches wie das “Das grosse Schweigen” die radikalen Stille zeigt. Berührt sehen wir den Mönchen zu, wenn sie demokratisch beraten, mit ihrer Angst kämpfen, ob sie nun dem drohenden Terror islamischer Kämpfer entfliehen oder in ihrem Kloster ausharren sollen. «Des hommes et des dieux» steht für einen Trend, der sich auch in der Weltpolitik niederschlug: die Rückkehr der Religion.
Beauvois stellt die Bewohner des Konvents mit grosser Empathie vor und gibt den verschiedenen Charakteren Raum für ihre Gedanken – dem pragmatischen alten Arzt Luc (Michael Lonsdale) ebenso wie dem jungen Christophe (Olivier Rabourdin), der vom Glauben abzufallen droht. Ihr Zusammenleben wird respektvoll dargestellt, und er zeigt die Mönche auch in sehr privaten Momenten, ohne dabei indiskret zu sein. Die Kamerafrau Caroline Champetier hat kontemplative Bilder geschaffen, die durch den Verzicht auf (religiösen) Kitsch keine Gefühlsmanipulation betreiben und dank ihrer Schnörkellosigkeit und Direktheit umso stärker bewegen. Der Verzicht auf Musik – ausser solcher, die wie das Singen der Mönche zur Handlung gehört – trägt zur Wahrhaftigkeit der Szenerie bei.
Als Frère Christian von den Terroristen bedrängt wird und deren Anführer ihm sagt, er habe keine andere Wahl, als ihm zu gehorchen, widerspricht er selbstbewusst. Dass jeder Mensch immer eine Wahl für sein Leben hat, sofern er auch bereit ist, sie gegen Feinde der Freiheit zu verteidigen, ist eine Überzeugung, die Hoffnung macht.
Aber was ist eigentlich mit den Augenärzteteam der Organisation “International Assistance Mission” (IAM). Die Gruppe war mit einer mobilen Klinik in der Provinz Nuristan und befand sich auf dem Heimweg nach Kabul, wie der Leiter des Kabuler Büros, Dirk Frans, erklärte. Acht christliche Helfer und zwei Einheimische sindgetötet worden, unter den Opfern ist eine deutsche Ärztin. Weiter starben sechs US-Bürger, eine Britin sowie zwei afghanische Dolmetscher.
Zu der Tat bekannten sich islamische Extremisten. Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahed sagte nach Angaben des britischen Senders Sky News: “Es waren christliche Missionare, und wir töteten sie alle”.
Die Täter wurden auch nie gefunden oder zur Rechenschaft gezogen. Vergessen in der Presse, besser totgeschwiegen. Ist diese westlich Gesellschaft nur noch in der Kunst wahrhaftig?