Eine historische und streckenweise brilliant geschrieben Rede von Angela Merkel. Der Dank an die Amerikaner war authentisch und setzte Akzente richtig. Mit einer andern (West)Biographie empfinde ich Dankbarkeit aus ähnlichen Gründen, auch das viele Positive an den USA. Der spezifisch deutsche historische Kontext von Holocaust, Faschismus und dem Neuanfang mit Konrad Adenauer, dem anderen deutschen Bundeskanzler, welchem die Ehre zuteil wurde, war angemessen. Die Auswahl der erwähnten amerikanische Präsidenten und Gorbatschow zur Wiedervereinigung, und der Bogen von “tear down the wall” der Berliner Mauer und den Problemen des 21 Jahrhunderts überzeugte. Das Angebot der Partnerschaft war selbstbewusst und die europäischen Standpunkte und Wünsche waren konkret und stellenweise unbequem formuliert.
Gemeinsame Werte: “Einen besseren Partner als Amerika gibt es für Europa nicht” und vice versa. Klimapolitik: „Wir haben keine Zeit zu verlieren”. Gefahren des deregulierten angelsächsischen Finanzsystems: “bedrohen die Freiheit”. Afghanistan: “Deutschland stellt sich dieser Verantwortung” Iran: “Wer Israel bedroht, bedroht auch uns”. Globalisierung: “Wir dürfen nicht der Versuchung des Protektionismus erliegen.”
Merkel ist keine begnadete Rednerin, hat aber sicher eine Vision. Ein vulgäre Antiamerikanismus bei der Beurteilung Frau Merkels Rede wird der Bundeskanzlerin nicht gerecht. Das war weder Lobhudelei noch Anbiederung, eher Angebot und Hinweis an die USA, Europa nicht zu unterschätzen.
Unschön die Nachricht nach der Rede, das GM die Firma Opel nicht verkaufte. das konnte Frau Merkel nicht wissen, aber wenigstens erahnen.
Die Interessen der amerikanischen Wirtschafts-, Finanz- und Politik-Lobby werden so hart vertreten wie die der russischen Staatswirtschaft.
Darüber hinaus ist derzeit China von zentralem Interesse für die amerikanischen Politik, Europa ist unter ferner liefen.