Sunday, July 25, 2010, 20:49 ( 127 views ) – Politics – Posted by m6munich (Repost) Bei einer Massenpanik bei der Loveparade waren am Samstag 20 Menschen ums Leben gekommen und 511 verletzt worden, 43 schwer. (ap/ddp).Mein Beileid mit den Angehörigen der Opfer und den Opfern. Man ist immer schnell mit Schuldzuweisungen, aber hier sollte lückenlos Aufklärung betrieben werden. Meine Sympathie mit Ravern, einem Symbol des Hedonismus, dieser verdummten Spassgesellschaft, ist begrenzt. Viele waren stark unter Drogen oder sturzbetrunken. Trotzdem, das Verhalten, derer die in einem Youtube cut aus einer ausweglosen Situation dort hochklettern erscheint rational richtig. Die sogenannte Sicherheitspläne hingegen lassen sich mit gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehen. Diese Menschen wurden aber hier von kommerziellen Interessen kalt und wie Vieh durch ein Nadelöhr getrieben. Nach einslive web info vor dem Fest wurden 1 Million Besucher erwartet.”Es kann außerdem vor dem einzigen Eingang ab und an zu Wartezeiten kommen. Die Veranstalter erwarten aber nicht, dass das Gelände wegen Überfüllung komplett geschlossen werden muss, da die Fläche eigentlich nur für 500 000 bis 600 000 Besucher ausgelegt ist.” Die Logik erschliesst sich mir nicht.
Fakt ist:
1. Über 1 Million Besucher wurden für einen Platz gemeldet und erwartet, der für höchstens 250.000 genehmigt war. Realistisch um die 700 000 Besucher.
2. Dieser Platz war von den Veranstaltern eingezäunt worden. Warum?
3. Der Platz war nur durch einen T-Tunnel ohne Fluchttüren erreichbar, der zugleich als Ausgang diente. Genauer ein Komplex von vier Tunneln.
4. Vor Überfüllung des Platzes wurde der hintere Tunnelzu- und Ausgang auf der Rampe gesperrt, so dass…
5. die im Tunnel und auf der Rampe befindlichen Tausenden Menschen dort infolge der nachströmenden Massen praktisch gefangen waren und über längere Zeit in dichtesten Gedränge ausharren mussten.
6. Notausgänge auf dem eingezäunten Gelände wurden NICHT geöffnet, um die im Tunnel in der Falle sitzenden Menschen zu befreien und weitere Ausgänge zu schaffen.
7. Viele Menschen versuchten über Leitern und Gerüste der von den Veranstaltern geschaffenen Tunnelfalle zu entgehen.
8. Die Bauaufsicht hat am 21. Juli 2010 mit dem Aktenzeichen 62-34-WL-2010-0026 und Titel „Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung“ die Organisatoren von der Vorschrift befreit, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Gleichzeitig hätten die Beamten auf Feuerwehrpläne verzichtet.
9. Es scheint Probleme mit der Flusskontrolle gegeben zu haben. Es wurde so gesperrt das keiner raus oder reinkam. In etwa zeitgleich wurde scheinbar eine der zwei Sperrungen outbound (vom Gelände) überannt und angeblich inbound West (in den Tunnel Düsseldorferstr.) Sperrungen geöffnet. Eine Entlastung kam zu spät. “Weil schon früh am Samstag eine Überfüllung des Tunnels drohte, hätten seine Mitarbeiter bis 14 Uhr 10 der 16 Schleusen geschlossen gehalten. So sollte der Andrang gebremst werden. Aber dann sei „diese verhängnisvolle Anweisung“ ergangen, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen.” In wie weit das eine Schutzbehauptung ist, muss noch geklärt werden. Ich halte die Rampenschleuse für das weit gravierende Problem (siehe Bild).
10. Man sieht in youtube wenig Anzeichen von Panik, eher rationales Verhalten hochzuklettern, gelegentliche Rücksichslosigkeit und Hilflosigkeit gepaart mit Angst.
11. Die Menschen kamen nicht durch Fallen um wie gemeldet sondern durch einedrückten Brustkasten, auch nicht im Tunnel sondern an der Stelle wo Ein- und Ausgang zusammenkamen.Nach Abschluss der Untersuchungen der Gerichtsmedizin steht fest, dass alle 20 Todesopfer infolge massiver Brustkompression in der Menschenmenge erstickten. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Duisburg mit.
Stadt und Veranstalter werden sich dafür zu verantworten haben. Ein “Sicherheits”-“Konzept” sieht jedenfalls anders aus. Michael Schreckenberg verteidigte derweil das Sicherheitskonzept, an dem er selbst beteiligt war. Der Tunnel, in dem es zur Massenpanik gekommen war, sei groß genug ausgelegt gewesen, sagte Schreckenberg im WDR-Fernsehen. Nach seinen Aussagen waren im Vorfeld der Loveaparade viele mögliche Notfälle durchgespielt worden. „Es gibt aber immer Menschen, die sich nicht an die Spielregeln halten“, meinte er.Das isr stark, selbst wenn wir unterstellen, Raver wären “Ladies first auf der Titanic” wie in Hollywood, in einer Paniksituation reagieren wir Menschen anders. Besonders unter klaustrophobischen Bedingungen, unter Todesangst befiehlt das Stammhirn, längst nicht jede Extremsituation lässt sich entschärfen. Der Herdentrieb des Menschen kennt nur ein Ziel: raus, raus, raus. Dieser selbsternannte “Panikforscher” behauptet also, dass sein “Sicherheitskonzept” völlig durchdacht und in Ordnung war.Was von Meinungen sogenannter “Experten” zu halten ist, sieht man ja z.B. bei der Finanzkrise oder dem BP-Desaster oder…oder…oder.
Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft diese “Experten” ganz genau unter die Lupe nimmt. Wie kann man für eine derartige Veranstaltung ein Gelände von 230.000 Quadratmetern überhaupt in Erwägung ziehen. Vor zwei Jahren in Dortmund gab es 1,6 Millionen Teilnehmer. Selbst wenn es dieses Jahr nur eine Million gewesen wäre, kann sich jeder den Platzbedarf selbst ausrechnen.Ein alternatives Sicherheitskonzept der Polizei wurde verworfen, da dafür mehr Kräfte (gleich mehr Geld) notwendig gewesen wäre. Ich kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen – nicht zuletzt die in der Stadtverwaltung und lokalen Politik – angemessen büßen dürfen.
“Nach Angaben von Schreckenberg war der Tunnel auf einen Durchlass von bis zu 20.000 Gästen pro Stunde ausgelegt.”
Das das Gelände wurde erst um 12:00 geöffnet, war aber um 16:00 schon gut gefüllt. Das wären dann wohl eher 50.000 Bescuher oder mehr pro Stunde.
230.000 qm für sagen wir mal 460.000 Menschen, das ergibt genau einen halben Quadratmeter pro Person, das habe ich bei Rockkonzerten schon erlebt. Aber davon geht noch der Platz ab, den Bühnen brauchen und vor allem den die Floats brauchen. . Wenn dann aus irgendeinem Grund da eine Panik ausbricht, dann gibt es Tote – und nicht wenige. Solch eine Menge auf so engem, eingezäunten Raum, mit nur einem Ausgang, das ist entscheidend.
Individuen haben aber auch Eigenverantwortung und hoffentlich Verstand. Bei einer Veranstaltung mit über 1 Million Menschen, dazu noch zum Teil betrunken oder unter Drogen, lassen sich solche schrecklichen Unglücksfälle wohl nie ausschließen – sogr wenn Organisation und Sicherheitskonzept richtig aufgesetzt und umgesetzt würde.
Es gibt nur ein wirklich funktionierendes Sicherheitskonzept:
Alkoholisierte und teils unter Drogen stehende Menschenmassen strikt meiden. Speziell in von Dilettanten regierten Ländern und Kommunen und von Nebenerwerbsveranstaltern.
Das ganze erinnert mich sowieso an den Film “Logans Run” über eine entfernten Zukunft in einer von der Außenwelt abgeschlossene und von einer gigantischen Kuppel abgedecktem Lebensraum. Es führt scheinbar kein Weg hinaus, und niemand weiß, wie es außerhalb der Kuppel aussieht. Die Menschen führen ein oberflächlich gesehen angenehmes Leben. Architektonische Wunderwerke wechseln sich ab mit anmutigen Parks und Freizeitanlagen. Drogen und Halluzinogene gehören zum Leben, kosmetische Operationen werden schnell, schmerzlos und erfolgreich durchgeführt. Sexuelle Freizügigkeit ist gewährleistet, es gibt Liebeslifte, und Monogamie ist verpönt. Auf den ersten Blick könnte diese Welt als Paradies erscheinen. Es gibt jedoch einen Haken: Kein Bewohner darf älter als 30 Jahre werden. An seinem dreißigsten Geburtstag muss jeder Mensch das sogenannte Karussell besuchen, eine Art religiöses Zentrum. Im dort durchgeführten Ritual – der „Erneuerung“ – sollen die Menschen angeblich „wiedergeboren“ werden und dabei eine höhere Bewusstseinsstufe erreichen. Tatsächlich werden sie jedoch getötet. Nun schön ist diese Instriebrache, in der die Kids starben, sicher nicht. Zynisch, vielleicht, aber das kam mir immer in den Sinn, wenn ich diese schwitzenden, eskstatischen Spass-Menschen “feiern” sah. Ein Youtube zeige Bilder der Panik von oben, und trägt mehr als die Medien zur Aufklärung bei. Eine Google Earth Excursion hätte jedem Vernunftbegabten geraten, dort nicht hinzugehen. Alle die dafür Verantwortung tragen, wurden richtigerweise angezeigt, die Betroffen sollten Nebenklage einreichen.Das Betroffenheitsgetue der Medien und Politiker ist schwer zu ertragen.In der Nachbetrachtung offenbaren sich ja nicht nur mal wieder Größenwahn, Profitgier und kulturelle Naivität der leitenden Angestellten unserer Republik.
Die Loveparade unter dem Motto „The Art of Love“, also die Kunst der Liebe, war schon ein aufdringlicher Massenschwindel und wenn unsere Pietätsheuchler und Kondolenzkamerilla jetzt nur über Sicherheitskonzepte und Sicherheitslücken nach“denken“ offenbaren sie nur, das postindustrielle Elend weiter „kulturell“ überformen zu wollen.
Wer vor allem auch Jugendlichen identitätsstiftende Lebens- und Erkenntniswelten verweigert, braucht sich nicht zu wundern über den Run auf (kostenlose) Großereignisse.
Wenn Schulen zu Bildungsvollzugsanstalten verkommen, Kulturarbeit verkümmert, wenn statt Werten und Inhalte nur noch „Kompetenzen“ in Schulen und Bildungseinrichtungen vermittelt werden, um im globalen Wettbewerb andere nieder zu konkurrenzieren, der Sozialdarwinismus gefördert wird, Familien, Kirchen und Religion aktiv niedergemachtwerden, warum wundert man sich dann noch, wenn es nur noch Identität durch Eventzentrierung gibt dann geht es nach dem Motto „immer größer – immer schneller – immer weiter“?!?
Hätten Jugendliche Möglichkeiten jugendgemäßer Entfaltung, bräuchte es keiner Mega-Events, die sich dann doch als kommerzieller Massenschwindel und Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Verblödung erweisen.
Aber auch der trauernde Betroffenheitsjournalismus kratzt nur ein bißchen an der Oberfläche, haben wir doch in der Berichterstattung der „aktuellen Stunde“ unsere „Ich-bin-hier-draußen-schwer-professionell-vor-Ort-Reporter“ erlebt, die als Angehörige der plappernden Kaste auch nicht wußten, was sie dachten, da sie noch nicht gehört hatten, was sie gesagt hatten ….